Das Handicap-System 2021

08. April 2021

Das System, nach dem Handicaps berechnet werden, hat sich geändert: Um das Spielniveau international besser vergleichbar zu machen, wurden die weltweit bisher sechs unterschiedlichen Handicap-Systeme zusammengeführt und vereinheitlicht. Mit 1. März wurde nun auch in Österreich auf das neue, international gültige World Handicap System, kurz WHS, umgestellt.

Was bleibt, was ändert sich?

Das WHS ist dynamischer als das alte System und bringt uns einige neue Begriffe.

Alt Neu
EGA-Vorgabensystem World Handicap System
Incremental System (schrittweise Fortschreibung) Average System (Berechnung eines Durchschnitts)
EGA-Vorgabe World Handicap Index
Pufferzonen / Herauf- und Herabmultiplikatoren
Vorgabenklassen
EDS-Runden-Verbot in Vorgabenklasse 1 Registrierte Privatrunden mit Vorabregistrierung für alle Spieler
„9 Löcher vorgabenwirksam“ nicht in Vorgabenklasse 1 9 Löcher handicap-relevant für alle Spieler

 

Golfeinsteiger beginnen ihre Karriere weiterhin mit einem Handicap-Index von 54; das bleibt damit das maximale Handicap.

Die Änderungen im Punktesystem ändern im Übrigen nichts an den Spielformen und den Golfregeln. Golfregeln und Handicap-Regeln sind völlig unabhängig voneinander zu behandeln. So kann beispielsweise ein Spieler von einem Turnier disqualifiziert werden und doch mit dem Handicap-Index nach unten gehen.

Was ist neu?

  • ein international gleichgeschaltetes Handicap-System
  • ein Score-System, das die Stärke eines Spielers klar wiedergibt
  • klare Angaben, wie mit Verschlechterungen des Spielers umgegangen wird
  • ein Bewertungssystem für die einzelnen Plätze
  • clubeigene Beauftragte für Penalty und Handicap-Anpassungen

Wie wird im WHS der Handicap Index berechnet?

Der WHS berechnet das Handicap über den Durchschnittswert der besten 8 Ergebnisse aus einem Pool der letzten 20 Turnierrunden. Der WHS reagiert damit auf gute Runden besser als auf schlechte. Wenn ein Spieler noch keine 20 Turnierrunden im Stammblatt hat, wird versucht, das Verhältnis von „8 aus 20“ hochzurechnen. Je nach Anzahl der Ergebnisse im Stammblatt wird dabei entweder der niedrigste oder ein Durchschnitt aus gewerteten SDs als Basis herangezogen.

Wichtig ist, dass nicht mehr die Nettopunkte ausschlaggebend für die Berechnung des Handicap Index sind, sondern das Score Differential entscheidet.

Was ist ein Score Differential (SD)?

Das Score Differential zeigt die Spielstärke eines Spielers an einem Tag. Hat also ein Spieler einen Handicap Index von 15 und ein SD von 11,3, bedeutet das, der Spieler hat die Runde so gut gespielt, wie ein anderer Spieler mit einem Handicap Index von 11,3.

Das Score Differential wird abhängig von der Spielform und Lochzahl anhand einer Formel berechnet. Je niedriger der SD, desto besser. Der Handicap Index berechnet sich aus dem Durchschnitt der besten (niedrigsten) 8 SD-Werte. Im Stammblatt sind diese 8 SDs grün hinterlegt.

Wie wird ein Score Differential berechnet?

Das Score Differential ist die Anzahl der Schläge über bzw. unter Par. Jede Turnierrunde, die in einem handicap-relevanten Format gespielt wird (Zählspiel, Stableford und Maximum-Score), fließt in die Berechnung des Handicap Index mit ein.

Je nach Spielform wird unterschieden:

  • 18 Loch Zählspiel: (113/Slope Rating des Platzes) x (gewertetes Bruttoergebnis – Course Rating des Platzes)
  • 18 Loch Stableford: (113/Slope des Platzes) x (Par + Course Handicap – (Erspielte Punkte – 36) – Course Rating des Platzes)

Course Rating-Wert

Der Course Rating-Wert (CR-Wert) ist eine Kennzahl für die Schwierigkeit eines Platzes und steht für die durchschnittliche Anzahl der Schläge, die ein Scratch Spieler (WHI von 0) bei normalen Wetter- und Platzbedingungen brauchen würde.

Turnierplätze haben in der Regel einen CR-Wert von 71 oder 72.

Slope-Wert

Nachdem nicht jeder Spieler einen WHI von 0 hat, gibt es den Slope-Wert. Dieser ist ein individueller Schwierigkeitsgrad-Wert des Platzes. Damit können Spieler, die ihr Handicap auf einem durchschnittlich schweren Platz erspielt haben, mit Spielern verglichen werden, die ihr Handicap auf einem leichteren Platz erworben haben.

Ermittelt wird der Slope-Wert, indem man den CR-Wert eines Bogey-Golfers (also Hcp. -22,4 bis -17,5) in Relation setzt zu dem des Scratch-Golfers. Der Slope kann von 55 bis 155 variieren. Je höher der Slope, desto schwerer ist der Platz für einen Bogey-Spieler. Ein durchschnittlich schwerer Golfplatz hat einen Slope von 113.

Da Spieler unterschiedliche Handicaps haben, gibt es auch eine Formel, über die jeder Spieler individuell für sich berechnen kann, wie schwer ein Platz ist.

Handicap x (Slope/113) – CR-Wert + Par = Spielvorgabe

Verschlechterung des Handicaps im WHS

Auch wenn sich im neuen World Handicap System einzelne schlechte Runden nicht unmittelbar auf das Handicap auswirken, kann es auch hier zu größeren Anstiegen des Handicaps Index (HCI) kommen. Wird über einen längeren Zeitraum verhältnismäßig schlecht gespielt, sollen der Soft- und Hardcap einen zu starken Anstieg des HCI abfedern. Diese berechnen sich aus dem Low Handicap Index.

Low Handicap Index (LHI)

Der LHI ist der niedrigste Handicap Index, der sich für einen Spieler aus seinem Scoring Record ergibt, wenn die letzten 365 Tage vor dem Spieltag des aktuellsten Ergebnisses zugrunde gelegt werden. Damit unterliegt der LHI einer permanenten Veränderung, denn mit jedem neuen Handicap-relevanten Ereignis berechnet sich dieser neu.

Verschlechtert sich der Handicap-Index eines Spielers um mehr als 3 Punkte, greift der Softcap. Ab dieser Grenze wird der Anstieg des Handicap Index um 50 % abgefedert.

Erreicht man einen Punkt, der 5 Punkte über dem Low Handicap Index liegt, greift der Hardcap. Dieser gewährleistet, dass es zu keinem Anstieg des Handicap-Index über diesen Punkt kommt. Der Bereich zwischen 3 und 5 Punkten (Soft- und Hardcap) wird „Softcap Zone genannt”.

Penalty Score

Ein Penalty Score ist ein fiktives Ergebnis, das einem Spieler eingetragen wird, wenn er ein Handicap-relevantes Ergebnis nicht einreicht, eine Runde nicht beendet hat oder der Handicap-Ausschuss zu dem Schluss kommt, dass der Spieler sich einen unfairen Vorteil verschaffen wollte. Die Höhe des Penalty Scores wird vom jeweiligen Handicap-Ausschuss des Clubs bestimmt. Der Penalty Score darf den aktuellen Handicap-Index um maximal 5 Punkte hinaufsetzen.

Handicap-Ausschuss

Jeder Club muss einen Handicap-Ausschuss benennen. Dieser ist zuständig für Fragen zum individuellen Handicap-Index der Club-Mitglieder, vergibt Strafpunkte über den Penalty Score oder kommt bei Veränderungen am Platz zusammen.

 

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